WERNER H.SCHOCH
LABOR FÜR
QUARTAERE HOELZER
Neumark Nord, eine Fossilwelt in Europa
Rund 200.000 Jahre alt ist der Schatz, den Archäologen während vieler Jahre vor dem Schaufelradbagger in der
Braunkohlegrube Neumark-Nord gerettet haben.
In den fossilen Sedimenten blieben die Relikte eines ganzen Seebiotops erhalten, das die Vielfalt und die Fremdartigkeit
einer längst vergangenen Urwelt zeigt. Heute ist diese Fundstelle eine der bedeutendsten Informationsquellen zur
Altsteinzeit in Europa.
Ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern erforscht die Fundstelle Neumark-Nord. Ihnen offenbart sich ein
geradezu südländisches Ökosystem, das während einer Wärmephase des Eiszeitalters existierte. Verschiedene
Werkzeuge belegen die Anwesenheit des Urmenschen - Vorläufer des Neandertalers - und dessen intelligentes Handeln in
diesem Naturraum. Zur vegetationsrekonstruktion wurden zahlreiche Holzfunde im Labor für quartäre Hölzer analysiert.
http://www.naturkundemuseum-berlin.de/ausstellungen/archiv-elefantenreich/
http://www.braunschweig.de/kultur_tourismus/veranstaltungen/blickpunkte/bsm_artikel/elefantenreich.html
Niederweningen, Mammutfunde
Vor ca. 45’000 Jahren lebten am Fuss der Lägern im Gebiet von Niederwendingen Tiere der Eiszeit. Seit 1890 sind in
Torfschichten Knochen von mindestens neun Mammuts gefunden worden. Zusammen mit den Knochenfunden von 2003
und 2004 wurden auch die Torfschichten untersucht. Die Analysen von Pollen, Botanischen Makroresten und Hölzern
erlaubten eine zuverlässige Rekonstruktion der Landschaft zu jener Zeit. Am 1. Oktober 2005 wurde in
Niederweningen/ZH das Mammutmuseum erölffnet.
http://mammutmuseum.ch/
Tisenjoch, Similaun, die Gletschermumie ‘Ötzi’
Vor 5’300 Jahren stirbt im Ötztal (Tirol) ein Mann. Bei der Mumie liegen Holzgeräte wie Tragjoch, Axt, Bogen, Pfeile und
andere Holzgeräte. Die Holzgeräte werden im RGZ Mainz durch das Labor für quartäre Hölzer untersucht.
http://iceman.it/
Sibirien, Altai, Ukok-Tal
Um 350 v.Chr. wird im Altai in Sibirien eine Frau bestattet. Im Permafrost ist sie mit all ihren Grabbeigaben erhalten
geblieben, zusammen mit ihren sechs Pferden, die am Grab erschlagen und mitbestattet wurden. Durch Holzanalysen
und die Untersuchung der Mageninhalte der Pferde konnte der Zeitpunkt der Bestattung auf etwa zwei Wochen genau
festgestellt werden.
http://www.youtube.com/watch?v=4tCVhoCKEhg
Eschenz, TG, Panflöte aus Buchsbaum
Im Zusammenhang mit den Ausgrabungen der römischen Siedlung Tasgetium (heutiges Eschenz) mit vorzüglicher
Holzerhaltung wurde eine vollständig erhaltene Panflöte aus Buchsbaum gefunden. Die wissenschaftliche Untersuchung
erlaubte eine getreue Kopie des Instrumentes, dessen Klang heute auf einer CD gehört werden kann.
http://www.musica-romana.de/de/index-beta.html
‘Das Waldmanndli’, Suizid eines Verzweifelten
2004 machten Forstarbeiter eine grausige Entdeckung: An einer Fichte hingen in 12 Metern Höhe Kleider und
Skelettreste eines Mannes, der sich im Wald erhängt hatte. Anhand des Stammstückes mit dem Seil wollte die Polizei
erfahren, wann das Ereignis stattgefunden hätte. Aufgrund der Ausbildung der Jahrringe und deren Zellstruktur konnte
das Ereignis auf die erste Junihälfte des Jahres 2001 datiert werden.
Einige Arbeiten aus dem Archiv:
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Bilzingsleben, Holzartenbestimmung an versteinerten Holzresten
Etwa 1,5 km südlich der Ortschaft Bilzingsleben, Kreis Sömmerda, liegt am Rande des Wippertales der ehemalige Steinbruch “Steinrinne”. Seine
Oberfläche liegtg etwa 35 m über der heutigen Aue und 175 m N. N., eingerahmt wird die kleine spornartige Erhebung durch die Wipper im Osten und
den Wirbelbach im Süden.
Die Fundstelle von Bilzingsleben blieb über fast 400.000 Jahre erhalten und zeugt von der Anwesenheit des frühen Menschen (Homo erectus) in
Thüringen.
In den Travertinen finden sich mineralisierte Holzreste, die Auskunft über Vegetation und Holznutzung im Altpaläolithikum geben. Die Holzstrukturen
haben sich in den versteinerten Hölzern bis ins feinste Detail erhalten.
Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen Anhalt, Band 75, 2017, 520 Seiten